Anti-Diskriminierung
ist ein großes Thema

Wir helfen dir zu verstehen, was Diskriminierung bedeutet und was du tun kannst.

P.S.: Es liegt nicht an dir und du hast Recht(e).

Wir sind noch nicht zufrieden mit dieser Seite. Bald folgen Änderungen.

Paul (PAQTeam)

Wegschauen, Schweigen und Nichtstun sind nicht neutral. Nicht zu intervenieren hat die Folge, dass Diskriminierung normalisiert und trivialisiert wird und damit als „natürlich“ angenommen wird.

Wie erkenne ich Diskriminierung

Triggerwarnung: Es werden Beispiele von Gewalt und psychischen Folgen benannt.

Diskriminierung meint die Benachteiligung, Abwertung oder der Ausschluss aufgrund eines Merkmals wie Sexualität, Geschlecht, Alter, Herkunft, Aussehen und vielen mehr. 

Du spürst Diskriminierung durch Leidensdruck, Angst etwas von dir zu teilen, nicht willkommen zu sein, das Gefühl sich verstellen zu müssen oder nicht gut genug zu sein, Selbstablehnung, „anders“ zu sein, nicht dazuzugehören, nicht ehrlich sein zu können, nicht verstanden zu werden, Trauer und Wut.

Offene explizite Diskriminierung

Das sind Beleidigungen, Fremdouting, Ausgrenzung, Nicht-Wahrnehmung z.B. "es gibt nur zwei Geschlechter", "Bisexuelle haben sich einfach noch nicht entschieden", "das ist nur eine Phase" und queernegative "Witze".

Versteckte implizite Diskriminierung

Implizite Diskriminierung ist die häufigste Form, weil sie als Ideen und Vorurteile in den Köpfen der Menschen existiert. Auch queere Menschen, die in einer cis-heteronormativen Gesellschaft sozialisiert wurden/werden, entwickeln queernegative Glaubenssätze wie: "Ich bin nicht okay." "Meine Sexualität ist falsch/ schlechter als andere Sexualitäten." Diese Selbstablehnung ist der Grund, das manche queere Menschen auch eine queerfeindliche Phase haben.
Vorallem ist es der Grund, sich zu verstellen und eine Rolle zu spielen, die die Gesellschaft erwartet. Das ist verständlich und erklärt, warum wir uns nicht sofort als Kinder outen. Die inneren Glaubenssätze aufzubrechen und einer anerzogenen Scham mit Stolz und Selbstvertrauen zu begegnen, braucht Zeit. Dabei helfen Beratungsstellen wie comingoutundso.de und queere Treffpunkte wie das Anyway, rubicon, iJuLa und PAQT.

Beispiele von impliziter Diskriminierung sind das Verstärken von negativen Assoziationen "du wirkst gar nicht so schwul", "hätte ich nicht von dir erwartet", "auf dem CSD wird übertrieben", das Absprechen/Delegitimieren und Nicht-Anerkennen von Diskriminierung "stell dich nicht so an", "ihr werdet doch gar nicht mehr diskriminiert", "bist du dir sicher, dass du trans* bist?", "wir brauchen wirklich keine Regenbogenflagge", sowie: komische Blicke, Vorstellungen von "Homosexuelle mögen keinen Sport", "Lesben haben kurze Haare" und vieles mehr.

Körperliche Folgen

Wenn man von einer Gruppe ausgeschlossen wird, wird neurologisch dasselbe Zentrum aktiviert, wie wenn man sich in den Finger schneidet. Diskriminierung aktiviert das Schmerzzentrum des Gehirns und ist deshalb psychophysische Gewalt.
Das Minoritätenstressmodell befasst sich mit den Auswirkungen von impliziter Diskriminierung:
Durch Mikroagressionen/ständige Diskriminierung entwickeln queere Menschen eine Hyperwachsamkeit und ständige Angst abgelehnt zu werden. Das konstant-erhöhte Stresslevel bildet sich in den Nervenbahnen wie ein Trauma ab.
Abwertung, Deligitimation und Beleidigungen addieren sich und erhöhen Selbstwertängste, Depression, Herzinfarkte, Essstörungen, Drogensucht und Suizide.
Deshalb geht es beim queeren Aktivismus, um das Schützen von Menschenleben.

Queerfeindlichkeit ist ein Angriff auf die Menschenwürde. Der Staat schützt leider nicht genug davor.
Queerfeindlichkeit ist gesellschaftliches Mobbing. Es gibt nicht nur Täter*innen, sondern auch Mitläufer*innen.
Queerfeindlichkeit ist psychischer Missbrauch. Die Gefühle und Perspektiven der Betroffenen sind am wichtigsten.

Der Schutz von Menschenwürde ist nicht verhandelbar.

Lass dich nicht auf Diskussionen ein, wenn es um deine sexuelle oder geschlechtliche Identität geht. Du musst keine Kompromisse eingehen, um unsensibilisierte Menschen zu schonen. Die Toleranz deines Seins ist keine hohe Forderung, sondern das Minimum.

Weiterführende
Informationen

Wir schreiben und sammeln durchgängig neue Texte zum Thema Antidiskriminierung. Diese findest du auf unserer Communityseite.

Institutionelle Diskriminierung

Der größte Träger von Diskriminierung ist in Deutschland die katholische Kirche. Eine Studie des Bundes von 2017 zeigt, dass Diskriminierung in kirchlichen Institutionen in fast allen Bereichen doppelt so hoch ist, wie in anderen Einrichtungen. Das liegt unter anderem an Statements der Päpste (explizite Diskriminierung), sowie am Verwehren von Zugang aufgrund von Geschlecht und Sexualität (Trans*-Männer und Frauen dürfen keine Priester werden, Homosexuelle Paare nicht heiraten).

Strukturelle Diskriminierung

Implizite Diskriminierung, die über Jahrzehnte so "normal" geworden ist, dass viele nicht erkennen, wie schlimm sie ist: z.B. dass "schwul" als Schimpfwort in Schulen benutzt wird; dass queere Menschen sich "outen" müssen, weil man davon ausgeht, dass Menschen nicht-queer sind; dass in Schulen nicht über trans* und inter* informiert wird; das Kinderfilme und Werbung nur heterosexuelle Paare zeigt; dass Kindern geschlechter-binäre Namen gegeben werden.

Gesetze

Das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG)
Das Gesetz enthält Pflichten für Arbeitgeber*innen. Der gesamte Bewerbungsprozess muss diskriminierungsfrei gestaltet sein. Bei bestehenden Arbeitsverhältnissen haben Arbeitnehmer*innen Anspruch auf Schutz vor Benachteiligungen. In allen Betrieben muss eine Beschwerdestelle für Diskriminierung eingerichtet werden. Darüber hinaus sind sie verpflichtet, gegen Mitarbeitende vorzugehen (Abmahnung, Kündigung), die Kolleg*innen diskriminieren. Auch bei Geschäften des täglichen Lebens wie dem Einkaufen, bei Versicherungs- und Bankgeschäften und bei Restaurant- oder Clubbesuchen gilt der Diskriminierungsschutz des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes.

Grundgesetz §3
(1) Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich. (3) Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.
Wir bei PAQT setzen uns dafür ein, dass Paragraph 3(3) um die Merkmale Sexualität und Geschlechtsidentität erweitert wird. (Außerdem soll "Rasse" gestrichen werden, weil man damit die unechten Unterschiede von Ethnien reproduziert.)

Das Allgemeine Persönlichkeitsrecht
Hierunter fällt im Zivilrecht zum Beispiel das öffentliche Misgendern, welches ein schwerwiegender Eingriff in die Menschenwürde und persönliche Entfaltung ist.
Genauso ist Fremdouting eine Persönlichkeitsverletzung und strafbar, wenn die Person a) ihre sexuelle/geschlechtliche Identität öffentlich geheim hält oder b) ein queerfeindliches Umfeld hat und durch das Outing eine empfindliche Herabsetzung im Ansehen der Mitmenschen erfährt.
Straftaten aufgrund von Merkmalen wie Sexualität/Geschlecht gelten als Hassverbrechen und sind besonders schwerwiegend.

Queerfeindlichkeit anzeigen
2/3 aller queerfeindlichen Übergriffe werden nicht angezeigt. Häufiger Grund ist, das der Übergriff als nicht so schlimm eingestuft wird oder man selbst die Aufregung nicht wert zu sein glaubt, eine Angst vor unsensibler Polizei, Stressempfinden durch Bürokratie oder Re-Aktivierung der Tat. Anzeigen gegen Queerfeindlichkeit sind wichtig, um Grenzen zu setzen, auf Übergriffe aufmerksam zu machen und Empowerment (ich lasse mir das nicht gefallen, ich bin im Recht, ich schütze meine Würde) zu erfahren. Wende dich deshalb am besten an queersensible juristische Beratungsstellen: LSVD, ALICE, Regenbogenportal.

Aktivismus

Nachdem wir queere Menschen uns in der Kindheit genug für uns selbst geschämt haben, sind wir überzeugt, dass wir selbst dafür verantwortlich wären, dass es eine gute Meinung von queeren Menschen gibt: Viele queere Menschen strengen sich deshalb besonders in Schule und Uni an und versuchen die "Enttäuschung der Gesellschaft" wiedergutzumachen.
Das ist so als würde man ein Kind in der Schule mobben und nachher sagen: Du musst uns jetzt beweisen, warum das Mobbing gegen dich falsch war. Im Endeffekt sind dann die Menschen, die die emotionale Verletzung erfahren haben, auch die, die sich dagegen einsetzen müssen, weil die eigentlichen Täter*innen oder Mitläufer*innen keine Verantwortung übernehmen.
Kurz gesagt: Es ist eigentlich nicht die Aufgabe von diskriminierten Menschen, die Diskriminierung in der Gesellschaft aufzuarbeiten. Sie machen es, weil sie unter Leidensdruck stehen.

Warum Kirchen Regenbogenflaggen brauchen

Die Päpste haben vor langer Zeit mit Aussagen wie Homosexualität ist eine Krankheit, ein Verbrechen, eine Sünde angefangen einen Ausschluss zur Normativität zu machen, der sich immer weiter verbreitet hat (und immernoch für Diskriminierung genutzt wird). Über die Zeit wurde jedes kirchliche Haus mit einer großen Fahne errichtet, die nur queere Menschen sehen konnten. Die Fahne sagte: "Ihr seid hier NICHT willkommen". Inzwischen haben manche Organisationen begonnen, diese Fahne zu überhängen mit einem: "Ihr seid willkommen!" und manche Organisationen haben die Nicht-willkommen-Fahne bis heute an ihren Mauern hängen. Das diese Nicht-willkommen-Fahne dort hängt ist keine Frage der Schuld, aber es ist ohne Zweifel eine Frage der Verantwortung, ob man sie dort hängen lässt. Es ist schwierig, darauf aufmerksam zu machen, weil heterosexuelle Katholiken, die Nicht-willkommen-Fahnen nicht sehen können. Sie glauben, dass queere Menschen bei ihnen nicht ausgeladen werden, weil sie selbst keine Diskriminierung erfahren und abwertende Botschaften überhören.
Fakt ist: Queere Menschen wurden aktiv aus der Kirche ausgeladen und brauchen auch eine eigene Einladung, um wieder inkludiert zu werden. Ein Zeichen für diese Willkommenskultur ist die Regenbogenflagge.

All icons made by Freepik from www.flaticon.com.